pinkes Modell eines Gebäudes
© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Jacob Franke

Erleben Sie das neue, taktile Modell des Japanischen Palais!

Hier erwartet Sie das imposante Museumsgebäude als pinkes Tastmodell mit Relief- und Braillebeschriftung in Deutsch und Englisch im Maßstab von 1:150. Die verkleinerte Nachbildung des Japanischen Palais ermöglicht es Ihnen, die Architektur und Details dieses historischen Gebäudes vielfältig zu erleben.

Das Modell, welches 49 cm mal 47 cm misst, wurde mithilfe modernster Technologie erstellt. Eine Vermessungsfirma hat das Japanische Palais mit einer Drohne gescannt, sodass basierend darauf eine digitale Datei entstehen konnte. Anhand dieser wurde das Modell im 3D-Druckverfahren hergestellt. Obwohl einige der feinsten Details aufgrund der Verkleinerung nicht erfahrbar sind, bietet dieses Tastmodell dennoch eine beeindruckende Möglichkeit, sich mit der Struktur des Palais vertraut zu machen.

Das taktile Modell

Das taktile Modell befindet sich auf einer Platte, auf der rechts oben der Name des Gebäudes steht. Darunter sind auf der rechten Seite das Logo der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, das Logo der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie zwei taktil umrandete QR-Codes, von denen der linke zu der deutschen und der rechte zu der englischen Audiodeskription führt, zu sehen. Auf der unteren beziehungsweise vorderen Seite sind von links nach rechts eine Kompassrose, der Maßstab, eine Eingangsmarkierung mit Pfeil und eine Maßstabsleiste aufgebracht. In der oberen oder hinteren linken Ecke befindet sich das Wort „Elbe“.

Während Sie sich auf taktile Entdeckungsreise begeben, möchten wir Ihnen einige spannende Einblicke in die Geschichte des Japanischen Palais geben. Dazu können Sie sich in Ergänzung zum Tastmodell eine ca. 6-minütige Audiodeskription in Deutsch oder Englisch anhören. Diese erreichen Sie auf dieser Seite oder am Tastmodell über die QR-Codes.

Audiodatei Tastmodell

00:00 00:00
70

Audiodatei Tastmodell mit Pausen

00:00 00:00
70

Das Japanische Palais

Das Japanische Palais wurde im 18. Jahrhundert im Dresdener Barockstil erbaut und spielte eine bedeutende Rolle in der Sammlung von August dem Starken, der es als Ausstellungsort für seine wertvolle Porzellansammlung nutzte. Die Architektur des Palais ist eine faszinierende Mischung aus ostasiatischen Einflüssen und europäischem Barockstil der damaligen Königshäuser. Die architektonischen Elemente spiegeln Augusts Machtansprüche und seine Vorliebe für das Meissener Porzellan wider. Die Hierarchie und Wahrnehmung von Ostasien im europäischen Kontext wird durch die Architektur und die kunstvollen Skulpturen des Palais deutlich.

Wir laden Sie herzlich ein, dieses Tastmodell im Foyer des Japanischen Palais zu erkunden, und dabei mehr über die Geschichte und die faszinierende Architektur des Gebäudes zu erfahren.

Standort:

Standort: Japanisches Palais, Foyer im Erdgeschoss

Eintritt: kostenfrei

Barrierefreiheit: unebener Boden (große, grobe Sandsteinplatten), kann ohne Treppen erreicht werden, Beschriftungen in Relief- und Brailleschrift sowie in Deutsch und Englisch, Audiodeskription in Deutsch und Englisch über QR-Code oder Website mit Smartphone oder Tablet abrufbar, akustisches Leitsystem blindFind für blinde Menschen und Menschen mit Sehbehinderung, WLAN verfügbar, keine rollstuhlgerechten WCs, kein Personenaufzug, Ausstellungen im 1. OG können nur über Treppen erreicht werden.

Audiodeskription zum Tastmodell des Japanisches Palais

Herzlich Willkommen im Japanischen Palais. Auf dem Podest vor Ihnen finden Sie das Japanische Palais als Modell im Maßstab 1:150 abgebildet. Auf der Basisplatte des Modells finden Sie Informationen in Reliefschrift und in Braille. Am besten positionieren Sie sich so, dass sich die QR-Codes rechts in der unteren Ecke befinden. So befindet sich rechts oben der Titel „Japanisches Palais“, darunter Logo und Hinweis auf die Förderin des Tastmodells und unten rechts dann die QR-Codes. Oben links ist die Richtung beschriftet, auf der sich die Elbe befindet. Am unteren Rand finden Sie von links nach rechts eine Windrose, den Hinweis auf den Maßstab des Modells, sowie eine Maßstabsleiste, die 20 Meter repräsentiert. Direkt vor dem Modell ist der Eingang beschriftet und durch ein richtungsweisendes Dreieck markiert.

Das Japanische Palais ist ein vierflügeliges, rechteckiges Gebäude aus Sandstein mit einem weiten Innenhof. Es ist dreistöckig, wobei jedes Stockwerk von einer Fensterreihe durchzogen wird. Die Mitte des Gebäudes wird durch prunkvoll gestaltete Portale auf der Vorder- und Rückseite besonders hervorgehoben. Ebenso werden die Eckbereiche des Gebäudes betont, indem hier quadratische Türme angedeutet werden. Das Dach aus grün oxidierten Kupferplatten bildet über den Portalen hochgewölbte Kuppeln. Die Ecktürme werden von zweistufigen, geschwungenen Pagodendächern gekrönt. Hierbei handelt es sich um eine Dachform, die häufig in der asiatischen Architektur vorkommt und so dem Palais seinen asiatisch anmutenden Charakter verleiht. Im Innenhof verläuft über dem Erdgeschoss an den kurzen Seiten rechts und links sowie an der hinteren langen Seite - der Elbseite - eine Galerie, die jedoch nicht für Besuchende zugänglich ist. Diese Galerie wird von später noch näher beschriebenen Pfeilerfiguren, den sogenannten Japanerhermen getragen.

Das Japanische Palais wurde im 18. Jahrhundert im Dresdener Barockstil erbaut und 1717 von August dem Starken für seine Porzellansammlung erworben. Die prunkvollsten Sammlerstücke aus Japan wollte er im Eingangsbereich präsentieren, ein Umstand, der schließlich namensgebend für das Japanische Palais war. August der Starke veranlasste eine umfassende Umgestaltung des Gebäudes. Die Architektur des Neubaus zeichnet sich durch ihren chinesisch inspirierten Baustil und ihre lichtdurchflutete Bauweise aus. Gleichzeitig ist ein merklicher Anklang an das Pariser Louvre zu erkennen, insbesondere bei der Gestaltung des Eingangsportals. Mit dem Prunkbau wollte August der Starke seine Stellung als Kurfürst von Sachsen und König von Polen hervorheben.

Zudem kann das Gebäude als Behauptung begriffen werden, was August der Starke über sich, Europa und Ostasien dachte. Seit jeher hegte man in Europa große Faszination gegenüber dem ostasiatischen Porzellan. Da man dieses Material selber nicht herstellen konnte, wurde es importiert, bis die Porzellanherstellung auch in Meißen gelang. August der Starke förderte das landeseigene Porzellan im besonderen Maße. Als dann das Meissener Porzellan in Europa mehr Ansehen als das ostasiatische erlang, stellte August diesen Triumpf zur Schau. Diese Entwicklung und seine behauptete Vormachtstellung gegenüber Ostasien ließ er in die Architektur des Japanischen Palais einfließen.

Das Eingangsportal an der Vorderseite mit seinem Vorbau aus sechs römischen Säulen, einer Balustrade und einem Dreiecksgiebel sollte die Menschen auf diese Behauptung einstimmen. Das Relief im Dreiecksgiebel zeigt in der Mitte Saxonia als Personifikation Sachsens und Herrscherin, die zu beiden Seiten von Personengruppen mit Porzellangeschenken umgeben ist. Links packen stereotypisierte Ostasiaten und Ostasiatinnen ihre Waren zum Rücktransport zusammen. Rechts triumphieren stilisierte Europäer und Europäerinnen, die ihre Waren - Meissener Porzellan - siegreich präsentieren konnten. Über dem Dreiecksgiebel thronen zwei prachtvolle allegorische Statuen, links Asia und rechts Europa.

Im Innenhof wird das behauptete Machtverhältnis zwischen Europa und Ostasien erneut aufgegriffen. Die 24 Pfeilerfiguren, die Japanerherme, sind von Herabwürdigung geprägt. Dies wird allein dadurch deutlich, dass sie die erste Etage tragen, denn dort wurde das Meissener Porzellan ausgestellt, während sich die ostasiatischen Porzellankunstwerke im Erdgeschoss befanden.

Einen dieser Japanerherme wollen wir Ihnen näher beschreiben. Dabei handelt es sich um eine männliche Figur, die etwa zwei Meter unterhalb der Galerie ab der Hüfte aus dem Stein eines Pfeilers herausgearbeitet ist. Ein mit Stoff bedecktes Bein wurde noch angedeutet, welches er im Schneidersitz über das andere zu schlagen scheint. Sein Oberteil ist vorn geöffnet, dadurch sieht man einen rundlichen Bauch und herabhängende Brüste. Seine rechte Hand reicht nach oben und stützt den Pfeilerabschluss, den er im Nacken trägt. Obwohl der Mann so viel Gewicht stemmt, wirkt sein Körper schlaff, wodurch die behauptete Unterlegenheit der Ostasiaten und Ostasiatinnen ausgedrückt werden sollte. Er trägt einen spitzen Hut und ist mit einem langen Schnurrbart dargestellt. Mit seinen schrägstehenden Augen schaut er auf den Besuchenden herab und sein Mund ist zu einem Lachen geöffnet. Personen lachend darzustellen, sollte damals einen schwachen Verstand verdeutlichen. Die übrigen Japanerherme sind ähnlich gestaltet. Sie tragen spitze Hüte, haben Bärte, sind leicht bekleidet und von schlaffer Körperhaltung.

Insgesamt ist die negative Darstellung der ostasiatischen Menschen sehr stereotypisiert, was wohl auch daraus resultiert, dass die Baumeister damals kaum je asiatische Menschen mit eigenen Augen gesehen hatten. Damals wie heute, würden sich Asiaten und Asiatinnen zurecht kaum in den Darstellungen wiedererkennen.

Und nun wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Erkunden des Gebäudes!

Das 3D-Tastmodell des Japanischen Palais wurde gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Förderer

Das taktile Modell des Japanischen Palais wurde gefördert durch

Das taktile Modell des Japanischen Palais wurde gefördert durch
Zum Seitenanfang