Im Museum lernen? Transkulturelle Perspektiven im Kuratieren und in der Kunstgeschichte
14.—16. Juli 2022, Veranstaltungsort: online (live) und vor Ort im Japanischen Palais, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Dresden, konzeptualisiert und organisiert durch das WPC-Team der Universität Heidelberg als Teil der Forschungsplattform Worlding Public Cultures: The Arts and Social Innovation (WPC)
Während immer mehr Museen
Während immer mehr Museen ihre Sammlungen unter globalen Gesichtspunkten kritisch zu erweitern und erforschen versuchen und diesen Prozess auch einer breiten Öffentlichkeit vermitteln möchten, stellt sich eine Grundfrage mit neuer Dringlichkeit: Welche Rolle spielt die kunsthistorische Pädagogik im Museum?
Etymologisch gesehen gründet sich das Konzept der Pädagogik auf die Abgrenzung zwischen Erwachsenen und Kindern und privilegiert dabei das Lehren gegenüber dem Lernen. In den vergangenen Jahrzehnten haben verschiedene Akteur*innen die Rolle der Museen neu zu denken gefordert: Weg von den Institutionen, in denen rein durch Visualität (Svetlana Alpers) gelehrt wird, hin zu Orten des emanzipatorischen und kritischen Lernens. Ausstellungen wie die documenta X (1997, kuratiert von Catherine David), die Documenta11 (2002, Okwui Enwezor) oder die Havanna Biennale (1989, Gerardo Mosquera) haben einen offenen, dialogischen Austausch zwischen Kuratieren, Lernen und Lehren angeregt. Auch eine wachsende Anzahl von interdisziplinären Initiativen und Kollektiven haben radikale Formen der Kulturkritik und transnationale Netzwerke hervorgebracht, die sich – in kleinem Rahmen, lokal verankert und horizontal organisiert – gegen Ausbeutung, Prekarisierung, Homophobie, Militarisierung und Xenophobie wenden und den Globalen Süden und Norden zumindest partiell in ein gemeinsames Gespräch bringen. Die Radikalität solcher „Mikro-Organisationen“ (Marion von Osten) fängt nun an, sich auf größere Institutionen auszuwirken. So führen derzeit zahlreiche Museen, insbesondere in Europa und Nordamerika, selbstreflexive Maßnahmen zur Neugestaltung des Verhältnisses zwischen Sammlungen, Ausstellungen und Publikum bzw. Öffentlichkeit ein.
Die internationale Akademie Lessons Learned? Transcultural Positions in Curating and Pedagogies befasst sich mit den Erfolgen und Misserfolgen bisheriger museumspädagogischer Praxis und lotet das Potenzial neuer transkultureller und „weltender“ („worlded“) Ansätze aus, im Sinne einer Praxis, die Welt(en) sowohl schafft, als auch kritisch reflektiert und (historisch) situiert. Konzipiert vom Heidelberger Team des internationalen Forschungsprojekts „Worlding Public Cultures: The Arts and Social Innovation“, findet diese Akademie als dreitägige Veranstaltung mit Diskussionen und Ausstellungsbesuchen vom 14. bis 16. Juli 2022 sowohl vor Ort in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) als auch virtuell statt. Die SKD bilden einen idealen Ort für die Fragestellungen der Akademie, da sie eine der bedeutendsten und umfangreichsten Sammlungen in Deutschland beherbergen, die auf langfristige, transkulturelle Geschichten des Sammelns und Bewahrens seit dem 16. Jahrhundert verweisen.
„Lessons Learned?“ integriert sich zudem in die zweite Ausgabe der Transkulturelle Akademie des Japanischen Palais, einesammlungsübergreifenden Initiative , die im Herbst 2022 u.a. mit Hilfe eines Residenzprogramms für Künstler*innen die eigenen Bestände und Archive, kuratorischen Präsentationsformen, aktuelle Debatten über Dekolonisierung und die Einbeziehung des Publikums neu denkt.
Das Programm von Lessons Learned? wird mit einer weiteren Vortragsveranstaltung am 20. Juli 2022 (16:00-18:00 CET auf Zoom) abschließen. Dieser Workshop vereint einen Gastvortrag von Prof. Dr. em. Claire Farago, mit den Reflektionen zweier Respondenten und einer öffentliche Diskussion zur Frage wie wir „globale” Kunstgeschichte in der Universität neu lernen können. Die dreitägige Akademie „Lessons Learned?“ in Dresden bietet vor Ort und online (live) Diskussionen und Ausstellungsbesuche in verschiedene Sammlungen im Rahmen der zweiten Ausgabe der Transkulturellen Akademie des Japanischen Palais.
„Lessons Learned?“ integriert sich zudem in die zweite Ausgabe der Transkulturelle Akademie des Japanischen Palais, einesammlungsübergreifenden Initiative , die im Herbst 2022 u.a. mit Hilfe eines Residenzprogramms für Künstler*innen die eigenen Bestände und Archive, kuratorischen Präsentationsformen, aktuelle Debatten über Dekolonisierung und die Einbeziehung des Publikums neu denkt.
Das Programm von Lessons Learned? wird mit einer weiteren Vortragsveranstaltung am 20. Juli 2022 (16:00-18:00 CET auf Zoom) abschließen. Dieser Workshop vereint einen Gastvortrag von Prof. Dr. em. Claire Farago, mit den Reflektionen zweier Respondenten und einer öffentliche Diskussion zur Frage wie wir „globale” Kunstgeschichte in der Universität neu lernen können. Die dreitägige Akademie „Lessons Learned?“ in Dresden bietet vor Ort und online (live) Diskussionen und Ausstellungsbesuche in verschiedene Sammlungen im Rahmen der zweiten Ausgabe der Transkulturellen Akademie des Japanischen Palais.
Informationen zur Teilnahme
Die Akademie findet im Japanischen Palais (Palaisplatz 11, 01097 Dresden) statt.
Für eine Teilnahme vor Ort bitten wir um Anmeldung.
Die Akademie wird auch live online gesendet (keine Registrierung notwendig).
Programm
Alle Zeitangaben beziehen sich auf CET. Alle Vorträge werden auf Englisch gehalten mit simultanen Übersetzungen ins Deutsche, die live online über Zoom zugänglich gemacht werden.
Donnerstag, 14. Juli
13:30 Uhr
Begrüßung
Monica Juneja (Universität Heidelberg / WPC) und Doreen Mende (SKD)
Einführung zu Worlding Public Cultures
Ming Tiampo (Carleton University / WPC) und Paul Goodwin (University of the Arts London / WPC)
Anmoderation: Noura Dirani (Staatliche Kunstsammlungen Dresden)
13:45 Uhr – 17:15 Uhr
Forum 1: Nachwuchsforschung zum wechselseitigen Lernen zwischen Kunstinstitutionen – Wie sieht die Zukunft transkultureller Wissensbildung aus?
13:45 Uhr – 15:15 Uhr
Einführungen: Seung Hee Kim (Universität Heidelberg / WPC)
Noura Dirani (SKD) Das transkulturelle Museum: Eine Fallstudie für kollaboratives Lernen und Ausstellen
Pansee Atta (Carleton University / WPC) Der Mond in der vierzehnten Nacht: Verkörperte Archive, geschlechterspezifische Geschichten und dekoloniale Praktiken des Geschichtenerzählens
Nathalia Lavigne (Universidade de São Paulo) Archive besetzen: Wie kollaborative Initiativen Deutungsmacht über Bildbestände und Folksonomien entwickeln
Moderation: Moritz Schwörer (Universität Heidelberg / WPC)
15:15 Uhr – 15:45 Uhr Pause
15:45 Uhr – 17:15 Uhr
Einführungen: Seung Hee Kim
Silvia Gaetti (GRASSI Museum für Angewandte Kunst) CULTURAL AFFAIRS. Transkulturalität ausstellen und vermitteln
Di Liu (University of Cambridge, Oxford) Lumbung als Praxis auf der documenta 15
Varda Nisar (Concordia University, Montréal / WPC) Eine Fallstudie zur Karachi Art Anti-University
Moderation: Franziska Kaun (Universität Heidelberg / WPC)
19:00 Uhr – 20:00 Uhr
Impulsdiskussion: Was sind alternative Forschungsarten im Museum?
Friedrich von Bose (Staatliche Kunstsammlungen Dresden) im Gespräch mit Birgit Hopfener (Carleton University / WPC)
Freitag, 15. Juli
13.30 Uhr – 13:45 Uhr
Begrüßung
Moritz Schwörer (Universität Heidelberg / WPC)
13:45 Uhr – 15:00 Uhr
Forum 2: Durch Museumssammlungen Stimmen sicht- und hörbar machen
Ruth B. Phillips (Carleton University / WPC) Lehren mit dem/im Museum – Indigene Sammlungen und Wissensformen
Cristina Juan (SOAS, University of London) Kartografieren als „Re-Membering“: Eine Einführung zum Mapping Philippine Material Culture Project
Moderation: Miriam Oesterreich (Universität der Künste Berlin / WPC)
15.00 Uhr – 15:30 Uhr Pause
15:30 Uhr – 17:00 Uhr
Forum 3: (Um-) Denken durch Ausstellungen
Claire Farago (University of Colorado Boulder) „Sozusagen Reste“: Erinnerungen (ver-)binden. „Dekoloniale“ Museumpraxis anhand einer Fallstudie entwickeln
Maria Silina (Université du Québec à Montréal) Ausschneiden/Kopieren und die Materialität des Lokalen
Moderation: Franziska Koch (Universität Heidelberg / WPC)
19:00 Uhr – 20:00 Uhr
Impulsdiskussion: Impulsdiskussion: Wie interagieren Kulturinstitutionen mit der Gesellschaft?
Léontine Meijer-van Mensch (Staatliche Kunstsammlungen Dresden), Larissa Förster (Deutsches Zentrum Kulturgutverluste) im Gespräch mit Chiara de Cesari (Universiteit
van Amsterdam / WPC)
Samstag, 16. Juli
10:00 Uhr – 10:15 Uhr
Begrüßung
Eva Bentcheva (Universität Heidelberg / WPC)
10:15 Uhr – 11:30 Uhr
Forum 4: Problem-Räume und Leerstellen in Archiven identifizieren
Carine Zaayman (Vrije Universiteit Amsterdam / WPC) Anarchiv und Repertoire
Doreen Mende (SKD) Geopolitik des Ausstellens: Ein transhistorisches Pharmakon in einem versiegelten Umschlag von 1985
Moderation: Paul Goodwin (University of the Arts London / WPC)
11:15 Uhr – 11:45 Uhr Pause
11:45 Uhr – 12:30 Uhr
Forum 5: Kunst in Gemeinschaften und Kontexten situieren
Sarah Hegenbart (Technische Universität München) Differenzen innerhalb von Gemeinschaften: Das dekoloniale Museum als Plattform zur Bildung von Allianze
Nuraini Juliastuti (Universiteit van Amsterdam / WPC) Kontextuelle Bildung und das Commons Museum: Über „Jet Lag“, die Impossible School und ein pädagogisches Modell, das uns lehrt zu bleiben
Moderation: Eva Bentcheva (Universität Heidelberg / WPC)
19:00 Uhr – 20:00 Uhr
Impulsdiskussion: Lektionen gelernt? Wie wir unsere Episteme „welten“ können
Paul Goodwin (University of the Arts London / WPC), Monica Juneja (Heidelberg University / WPC), Eva Bentcheva (Heidelberg University / WPC), Doreen Mende (SKD), Ming Tiampo (Carleton University / WPC)
Mittwoch, 20. Juli (Abschlussveranstaltung)
16:00 Uhr – 18:00 Uhr
Lessons Learned? (Teil 2): Ein Gastvortrag von Prof. emerita Claire Farago (University of Colorado Boulder) und e-Workshop: 'Rethinking Pedagogies: An ‘Intellectual Space’ for (Un-)Learning Art History'
Termine
'Lessons Learned? Transcultural Perspectives in Curating and Pedagogies'
Impressum
Konzept und Organisation durch das Worlding Public Cultures-Team der Universität Heidelberg (Monica Juneja, Franziska Koch, Eva Bentcheva, Miriam Oesterreich, Franziska Kaun, Moritz Schwörer, Seung Hee Kim und Costina Mocanu).
„Im Museum lernen? Transkulturelle Perspektiven im Kuratieren und der Kunstgeschichte” ist Teil der zweiten Ausgabe der Transkulturellen Akademie ‘Toward a Worlded Public’, welche in drei Teilen am Japanischen Palais stattfinden wird. Die Transkulturelle Akademie ist eine Zusammenarbeit zwischen der Abteilung Sammlungsübergreifende Forschung und den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen der SKD (Noura Dirani, Doreen Mende, Leontine Meijer-van Mensch, Anna-Lisa Reith).
Fördermittel
„Im Museum lernen? Transkulturelle Perspektiven im Kuratieren und der Kunstgeschichte” ist Teil des öffentlichen Programms von Worlding Public Cultures: The Arts and Social Innovation (WPC), einer internationalen Forschungsplattform gefördert durch einen Social Innovation Grant der Trans-Atlantic Platform for the Social Sciences and Humanities gefördert, dessen deutscher Anteil durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF/ DLR Projekträger) finanziert wird.
Die Transkulturelle Akademie der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wird durch die Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ermöglicht.
WPC Partnerinstitute
Als Forschungsplattform verbindet WPC mehrere Institute, die transnationale und transkulturelle Forschungsansätze zur Kunst voranbringen an der Carleton University (Kanada), der Concordia University (Kanada), der University of Montréal (Kanada), der University of Quebec in Montréal (Kanada), der Universität Heidelberg (Deutschland), der University of the Arts London (Großbritannien), der Universiteit van Amsterdam (Niederlande) und der Vrije Universiteit Amsterdam (Niederlande). Es stellt das erste geförderte Projekt des internationalen Konsortiums Transnational and Transcultural Arts and Culture Exchange (TrACE) dar.