Ausstellungsansicht "Sprachlosigkeit - Das laute Verstummen"
© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: David Pinzer

Sprachlosigkeit — Das laute Verstummen

Wie lässt sich über scheinbar Unaussprechliches sprechen? Wie überwinden Gesellschaften Zustände der Sprachlosigkeit nach Verlust- und Gewalterfahrungen? Kollektive Traumata – Krieg, Genozid, Verfolgung und Vertreibung – hinterlassen tiefe Spuren im Gedächtnis von Gemeinschaften. Sie prägen das Fühlen, Denken und soziale Handeln der Menschen. Gemeinsam ist ihnen die Suche nach Sprache, die Erlebtes in Worte fasst.

  • Laufzeit 16.04.2021—01.08.2021

Film

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Sprachlosigkeit – Das laute Verstummen

Der Begriff

Die Ausstellung nimmt sich verschiedener Gewalterfahrungen in globaler und zugleich differenzierter Perspektive an. Literatur und Poesie, Arbeiten von Künstler*innen und Aktivist*innen und die Geschichten hinter den Sammlungsobjekten der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen ergeben ein Gewebe, das diese Erfahrungen zueinander in Beziehung setzt.

Werke

Ausgehend

Ausgehend von der poetischen Widerstandskraft von Literatur fragt die Ausstellung nach Möglichkeiten der Überwindung eines Schweigens, das bis heute unsere Gegenwart prägt. Doch sie ist auch von dem bestimmt, was Hannah Arendt als “dichterisches Denken” bezeichnete: in der Poesie wird Unsichtbares sichtbar. Sie besitzt die Kraft, Begriffe neu zu besetzen, und Aufmerksamkeit für andere traumatische Erfahrungen zu schaffen. In der Gedichtspur wird dieser Ansatz deutlich: Sie begleitet und kommentiert die Ausstellung. In der Betrachtung der jeweils eigenen historischen und gesellschaftlichen Ursachen wird Sprache zum Weg und zur Methode des empathischen Erinnerns. 

Zitat

Erreichbar, nah, und unverloren blieb inmitten der Verluste dies eine: die Sprache. […] Aber Sie musste hindurchgehen durch ihre eigenen Antwortlosigkeiten, hindurchgehen durch furchtbares Verstummen, hindurchgehen durch die tausend Finsternisse todbringender Rede.

Paul Celan, 1958, Gesammelte Werke in fünf Bänden. Dritter Band. Gedichte III. Prosa.

Dabei steht

Mit ihrem Eingang ins Museum wurden Dinge des Alltags, Kunstwerke, rituelle Objekte oder Werke politischer Repräsentation in eine museale Ordnung eingefügt. Sie wurden zu „ethnologischen Objekten“. Die Provenienzen und Erwerbskontexte der Sammlungen der Museen für Völkerkunde in Dresden und Leipzig zeigen die geteilten, jedoch ungleichen Geschichten von Kolonialismus, struktureller Gewalt und Rassismus auf. Ein zentrales Anliegen der Ausstellung ist die Sichtbarmachung des kolonialen Erbes, von Unrecht und Raub ebenso wie die Bemühungen um Wiedergutmachung gegenüber den Herkunftsgemeinschaften.

Haik

© Museum für Völkerkunde Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
unbekannt, Decke eines Heilers (Fqîh), Marokko, Siroua, 1850 Textil, Schenkung im Juni 2019 von Annette Korolnik-Andersch an das Museum für Völkerkunde Dresden

Im Japanischen Palais

Im Japanischen Palais treten diese Objekte mit Arbeiten von Künstler*innen und Aktivist*innen in Dialog. So entsteht ein Geflecht an Beziehungen, in dem Fragen nach Verbindungen und (Un-)Übersetzbarkeiten von Erlebnissen in ihrer Ambivalenz fühl- und hörbar werden.

Die Besucher*innen sind eingeladen dieses Projekt aktiv mitzugestalten: Mit einem performativen Begleitprogramm und der Begleitpublikation, dem Diskursbuch Sprachlosigkeit, schafft die Ausstellung einen Raum zum Handeln und Sprechen – gemeinsam verfolgen sie die Utopie einer Zukunft jenseits der Sprachlosigkeit und entwerfen Möglichkeitsräume, in denen empathisches Erinnern und gemeinsames Sprechen möglich ist.

Künstler*innen und Aktivist*innen

Katharina Balzer | unverblümt

Das Grafikbüro unverblümt mit Sitz in Dresden wurde von der Gestalterin Katharina Balzer gegründet. Das Büro entwickelt gemeinsam mit Projektpartner*innen gestalterisch vielfältige Lösungen verschiedenster Größenordnung. Dabei lautet ihr Credo: „unverblümt ist die Art, etwas gerade heraus auszudrücken“.   

Für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gestaltete unverblümt bereits die öffentlichen Präsentationsmedien zur Ausstellung Madonna meets Mao – Ausgewählte Werke aus der Sammlung der Yageo Foundation, Taiwan (2008) sowie die Printmedien für die Ausstellung Tecumseh Keokuk Black Hawk – Indianderbildnisse in Zeiten von Verträgen und Vertreibung (2013). Im April 2021 erschien die von unverblümt gestaltete Publikation (un)erzählt Vision Osthaus – Sammler, Mäzen, Gründer zum Damaskuszimmer im Japanischen Palais. 

Für die Ausstellung Sprachlosigkeit war unverblümt in Zusammenarbeit mit dem Designer und Musiker Enrico Wuttke für die grafische und räumliche Gesamtkonzeption zuständig. Hierzu arbeitete sie eng mit dem Kollektiv »kaboom« und der Community-Kuratorin Ute Puder zusammen. Das Ergebnis ist ein poetisches Gestaltungskonzept, das die Vielstimmigkeit der Ausstellung widerspiegelt. 

Katharina Balzer lebt und arbeitet in Dresden.

Anna S. Brägger

Anna S. Brägger ist Initiatorin der Rola sjećanja (Rolle des Gedenkens). In ihrer künstlerischen und therapeutischen Arbeit schafft sie sinnliche und vermittelnde Erlebnisse zwischen den Menschen und dem sie umgebenden Raum.

Im Rahmen ihrer Arbeit für den Verein Südost Europa Kultur entsteht seit 2003 die Rolle des Gedenkens – ein textiles, partizipatives Kunst- und Erinnerungswerk in Gedenken an die Getöteten der Kriege in Südosteuropa seit den 1990er Jahren. Die Rolle besteht aus Taschentüchern, die von Hinterbliebenen mit den Namen und den Lebensdaten ihrer Angehörigen bestickt werden. Es sind Frauen, die in der gemeinsamen Stickarbeit intime Möglichkeitsräume finden, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Brägger fügt die einzelnen Tücher zu großen Stoffbahnen von mittlerweile über 50 Metern Länge zusammen.

Die Rolle des Gedenkens versteht sich als ein prozesshaftes, performatives und wachsendes Mahnmal einer empathischen und gegenwärtigen Erinnerungskultur. 

Anna Brägger lebt und arbeitet in Elkhausen-Katzwinkel (Westerwald).

Michelle Eistrup

© Michelle Eistrup
Michelle Eistrup, In the Deep Underground and Up Above

Michelle Eistrup

In ihren Arbeiten kombiniert die Künstlerin Michelle Eistrup verschiedene Ausdrucksformen wie Fotografie, Zeichnung, Video, Klangkunst und Performance Anhand der Kategorien Identität, Körperlichkeit, Glaube und Erinnerung befragt sie die Wirkmächtigkeit und das Erbe des Kolonialismus. Ihre Arbeiten reflektieren multitemporale und transnationale koloniale Verflechtungen. Die dokumentarische Videoinstallation In the Deep Underground and Up Above erforscht die Geschichte des Kolonialismus in Australien anhand persönlicher Erzählungen dreier Frauen. 

Die Arbeit

Auch die Arbeit Mineral Emissaries beschäftigt sich mit diesem Thema: In Zusammenarbeit mit der Universität Freiberg / Sammlung Terra Mineralia begleitete Eistrup Wissenschaftler*innen bei geologischen Untersuchungs- und Analyseverfahren. Die Arbeit offenbart den Bedeutungswandel der Erdhöhlen Australiens: von heiligen Orten zu Schauplätzen einer Ressourcenjagd, die die Gegenwart der ehemaligen Kolonie bis heute prägt. Die Arbeit Breathing Archives beleuchtet die gewaltsamen Auswirkungen, die museale Sammlungspolitiken auf die betreffenden Regionen und Gemeinschaften hatten. Dabei erinnert die Künstlerin auch an die Restitutionspolitik der DDR, die für die gegenwärtigen musealen Debatten und Diskurse wichtige Impulse liefern kann. Michelle Eistrup lebt und arbeitet in Kopenhagen.

Michelle Eistrup. Entwurf für Breathing Archives 2, 2021
© Michelle Eistrup
Michelle Eistrup. Entwurf für Breathing Archives 2, 2021

Kollektiv »kaboom«

Das Kollektiv »kaboom« bringt Texte in den Raum und kreiert dadurch eigene, neue Kunstformen. Ziel ihrer künstlerischen Arbeit ist es, Synergien mit anderen Disziplinen herzustellen, Literatur sinnlich erfahrbar zu machen und so neue Zugänge zu Texten zu schaffen.
Für die Ausstellung hat das Kollektiv »kaboom« eine Gedichtspur konzipiert, die Sprache als Weg darstellt, als Perspektive und Methode des Erinnerns. Die Gedichtspur stellt eine emanzipatorische, globale (und vor allem ,weibliche’) Perspektive in den Fokus, die verschiedenen Lebensrealitäten, Marginalisierung und Traumata literarisch Gehör verschafft. 

Ausstellungsansicht "Sprachlosigkeit - Das laute Verstummen"
© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: David Pinzer
Ausstellungsansicht "Sprachlosigkeit - Das laute Verstummen"

»kaboom« II

Die Texte nehmen das Haus ein, verweben sich mit den Objekten der Sammlung und den Arbeiten der Künstler*innen. Sie befragen sie nach Verbindungen und (Un-)Übersetzbarkeiten, setzen Schwerpunkte, verdichten sich und verschwinden, bilden Leerstellen – um sogleich wieder aufzutauchen und die Positionen zu erweitern. 

Ein solcher Schwerpunkt ist der Celan-Kosmos, der in Zusammenarbeit mit dem Literaturwissenschaftler Leon Doorlag entstand. Die Arbeit untersucht das Gedicht SPRACHGITTER von Paul Celan, trägt Bedeutungsebenen und Schichten ab, um sich Schritt für Schritt dem Text anzunähern und es in ein Raumbild zu übersetzen.

»kaboom« besteht aus der Literaturwissenschaftlerin Carolin Schmidt und der Szenografin Margaret Schlenkrich. Beide leben und arbeiten in Berlin. 

Kuwash in Zusammenarbeit mit Beátrice Babin

„Auf einer unserer Reisen saßen wir mit einem alten Mann zusammen und tranken mit ihm Tee. Er erzählte uns schaurige und lustige Geschichten von den Wilden und Furchtlosen, die einst in diesen Bergen lebten. An jenem Abend beschlossen wir, uns „Kuwash“ zu nennen und selbst Geschichten zu erzählen. Wild und furchtlos.“ – Kuwash

Gemeinsam mit der Videokünstlerin Beatrice Babin erzählen Kuwash in Remember? Erinnerungen eine Geschichte vom Finden einer Sprache. Der Ausstellungsraum wird zum Schauplatz einer Entdeckungsreise, zu einem Ort der Begegnung in Bildern und Worten.

Die Besucher*innen werden dabei Zeug*innen einer sehr persönlichen Geschichte, die in der Choreographie des Raumes zu einer universellen Erzählung wächst. Aus Fragmenten entsteht eine eigene, poetische Annäherung an Erinnerungen, die vom Überwinden von Sprachlosigkeit und entstehenden offenen Räumen erzählt. 

Silvina Der Meguerditchian

In den multimedialen Arbeiten Silvina Der Meguerditchians wird das performative Knüpfen und Verbinden zur künstlerischen Mnemotechnik; zu einer individuellen, kollektiven und vor allem transgenerationalen Erinnerungsarbeit. Als Enkelin armenischer Großeltern, die 1915 angesichts der Vertreibung und des Massakers an den Armeniern nach Argentinien flüchteten, ist die persönliche Geschichte der Künstlerin eng mit dem kollektiven Trauma des Völkermordes verbunden. Aus verlorenen Geschichten, Dingen und Objekten arrangiert Silvina Der Meguerditchian lebendige Archive und schafft Texturen der Erinnerung, die als Stoff für neue Zugehörigkeiten Handlungsräume für ein verändertes Miteinander eröffnen.
Der Wandteppich Made in Turkey II entwirft einen imaginären Stadtplan Istanbuls: Fehlende Fragmente eines unvollständigen Satellitenbilds treten durch die kunstvolle Häkeltechnik in Erscheinung. An seinen Rändern zeigen dokumentarische Fotografien den armenischen Alltag zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Verlorene Möglichkeitsräume einer geteilten Geschichte werden symbolhaft durch Leerstellen im Stadtbild und Radiergummis dargestellt.

Silvina Der-Meguerditchian, „When they go low, we go high“, 2021
© Silvina Der-Meguerditchian
Silvina Der-Meguerditchian, „When they go low, we go high“, 2021

Silvina Der Meguerditchian II

Ein Notizbuch aus Familienbesitz mit 350 Heilmitteln, geschrieben in armenischer Schrift und türkischer Sprache, bildet den Ausgangspunkt der Installation Treasures: Die Künstlerin setzt die Rezepte ihrer Urgroßmutter mit unterschiedlichen Objekten des Museums für Völkerkunde Dresden neu in Beziehung. Durch die Gegenüberstellung der Objekte werden ihre Geschichten verwoben und in eine gemeinsame Erzählung zur Überwindung von kollektivem Leid überführt.

Silvina Der Meguerditchian lebt und arbeitet in Berlin.

Nathalie Anguezomo Mba Bikoro

Nathalie Anguezomo Mba Bikoro (Gabun | 1985) ist eine multimedial arbeitende Konzeptkünstlerin, Schriftstellerin und Aktivistin. In ihren Arbeiten analysiert sie Prozesse der Macht und der Wissensproduktion in historischen Archiven, die sich kritisch mit Migrationskämpfen und kolonialer Erinnerung auseinandersetzen. Hierzu kombiniert sie Bilder, Fotos, Radioklänge, Live-Performances, Film und Archivproduktionen zu immersiven Installationen.
Die Installation Auf den Trümmern des Paradieses (On the Ruins of Paradise) verbindet Fragen kolonialer Erinnerungskultur und Visionen der Zukunft mit literarischen Stimmen. Sie zeigt ein „ruinöses“ Filmset, in dem Erzählungen und Biographien weiblicher Autor*innen hörbar werden. Die Besucher*innen sind eingeladen, die Geschichte zu bearbeiten und ein eigenes Ende für das Skript zu schreiben.

Nathalie Anguezomo Mba Bikoro, On The Ruins Of Paradise 2017
© Courtesy of Körnerpark Gallery, Foto: Anguezomo Mba Bikoro, Nino Nihad Pusija
Nathalie Anguezomo Mba Bikoro, On The Ruins Of Paradise 2017

Nathalie Anguezomo Mba Bikoro II

Mba Bikoros Arbeit ist ein Vermächtnis an antikoloniale Widerstandsbewegungen, die von Frauen angeführt wurden. Sie deckt Leerstellen in jener Geschichtsschreibung auf, die während des kolonialen Projekts in Europa produziert wurden und überführt diese in eine dekoloniale Zukunft. Mba Bikoro schafft so Möglichkeitsräume für alternative Narrative und Zukunftsspekulationen jenseits der Sprachlosigkeit. Nathalie Anguezomo Mba Bikoro lebt und arbeitet in Berlin.

Museum der Trostfrauen

2009 gründete der Korea Verband die AG „Trostfrauen“ und informiert seitdem über das Schicksal und die Erfahrungen der durch das japanische Militär zwangsprostituierten Frauen während des Pazifikkrieges (1937–1945). Aus dieser Arbeit ging das „Museum der Trostfrauen“ in Berlin hervor. Das Museum widmet sich den weltweiten Kontinuitäten sexualisierter Gewalt in Kriegs-, Krisen- und Friedenszeiten. Es thematisiert die weitreichenden Folgen für die Opfer sexueller Gewaltverbrechen und zeigt, wie Frauen ihre Sprachlosigkeit kollektiv und in Vielstimmigkeit zu überwinden suchen.

© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: David Pinzer

Kim Seo-Kyung und Kim Un-Seong

Im Japanischen Palais werden ausgewählte Exponate der bisherigen Ausstellungen des Museums gezeigt. So ist die Friedensstatue in doppelter Ausführung zu sehen, aus Bronze und als Hartplastik-Version. Sie ist Mahnmal und zugleich Würdigung für die Opfer des „Trostfrauen“-Systems. Sie wurde von den Künstler*innen Kim Seo-Kyung (*1965) und Kim Un-Seong (*1964) entworfen und gemeinsam mit dem Korean Council for Justice and Remembrance for the Issues of Military Sexual Slavery by Japan realisiert.

Yajima Tsukasa

Die Porträtserie Von Angesicht zu Angesicht des japanischen Fotografen Yajima Tsukasa (*1971) zeigt die Überlebenden als Persönlichkeiten. Für die Serie lebte und arbeitete Yajima von 2003 bis 2006 im House of Sharing in Südkorea, einem Wohnprojekt für "Trostfrauen". Durch die eindrücklichen Fotografien findet er eine Sprache, den anonym verschleppten Frauen ihre Stimme zurückzugeben.

Yajima Tsukasa, Projekt "face to face", Mun Pilgi, 2003-2006
© Yajima Tsukasa
Yajima Tsukasa, Projekt "face to face", Mun Pilgi, 2003-2006

Remedios Felias

Die Stickerei Meine Erfahrung im Krieg wurde von Remedios Felias (1928-2004) gefertigt. Felias wurde mit 14 Jahren von japanischen Soldaten verschleppt und ihr wurde zwei Jahre lang systematisch sexuelle Gewalt angetan. 50 Jahre später begann sie, ihre Erlebnisse mit Buntstift zu zeichnen. Ihre Bilder wurden als Buch mit dem Titel "The Hidden Battle of Leyte" veröffentlicht. Ausgewählte Szenen daraus verwandte sie für die ausgestellte Stickerei. Die Arbeit hat einen unschätzbaren dokumentarischen Wert, da von der Erfahrung der "Trostfrauen" keine Fotografien existieren.

Remedios Felias, Meine Erfahrung im Krieg
© Marianne Menschendörfer, 2019
Remedios Felias, Meine Erfahrung im Krieg

Kang Duk-Kyung

Kang Duk-Kyung (1929–1997) war eine der begabtesten Malerinnen unter den ehemaligen „Trostfrauen“, welche nach dem Brechen des Schweigens im House of Sharing zu malen begannen. Die künstlerische Auseinandersetzung mit ihren Traumata trug zur Heilung der Überlebende bei. Kang drückte mit schillernden Farben ihre Schamgefühle aus, die sie wegen ihrer Gewalterfahrungen im Pazifikkrieg erlitt. Zu Recht wünschte sie sich die Bestrafung der Verantwortlichen, die bis heute ausgeblieben ist.

Ute Puder

Ute Puder ist Regisseurin, Kommunikationsexpertin und Leiterin der Agentur puder+consortio pg. In ihren interaktiven künstlerischen Arbeiten setzt sie sich mit Themen der Flucht, Topographien von Erinnerungslandschaften und generationsübergreifenden Traumata auseinander. Sie ist Mitbegründerin der Leipziger „Revolutionale, Festival für Veränderung“. Während der Leipziger Buchmesse 2019 initiierte sie die Installation Black Box. Woher komme ich? Wohin gehe ich? zum Thema Heimatverlust und Neubeginn im Leipziger Hauptbahnhof. 

Mittels partizipativer und künstlerischer Interventionen im Dresdener Stadtraum lädt Ute Puder dazu ein, über persönliche Erinnerungen und traumatische Erfahrungen zu sprechen. Im Semperraum des Japanischen Palais kreiert sie einen Ort der Begegnung und der Diskussion. Puder schafft einen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, der seine Form erst durch die aktive Mitgestaltung und Teilhabe der Besucher*innen erhält. Ihr Dokumentarfilm „Woher komme ich. Wohin gehe ich.“ wird im Rahmen der Ausstellung gezeigt.

Ute Puder lebt und arbeitet in Leipzig.

Olaf Schlote

Olaf Schlotes fotografische Arbeiten widmen sich dem Zusammenspiel individueller und kollektiver Erinnerungen und ihrer Materialisierung in Landschafts- und Gedächtnisorten. In Schlotes sensiblen fotografischen Erkundungen werden Orte zu zeitlichen Navigationssystemen subjektiver Erfahrungen, die verborgene, raumimmanente Bedeutungsschichten freilegen. Schlotes Fotografien führen von Auschwitz, Majdanek und Stutthof nach Israel. Sie zeigen teils verschwommene Landschaftsaufnahmen aus der Umgebung einstiger nationalsozialistischer Vernichtungslager und vermitteln zugleich eine ambivalente Sehnsucht nach der Überwindung unfassbaren Leids im Staat Israel. 

Olaf Schlote, Bild ohne Titel (Arbeitstitel: La mer), 2019
© Olaf Schlote
Olaf Schlote, Bild ohne Titel (Arbeitstitel: La mer), 2019

Olaf Schlote II

Eindringliche Porträts von Überlebenden der Shoah zeigen Menschen, die dem Tod nur knapp entronnen sind und in Israel ein neues Leben fanden. Die Porträts verbinden die Vergangenheit mit der Einladung zu einer hoffnungsvolleren Zukunft und einem neuen dialogischen Miteinander. Olaf Schlote lebt und arbeitet in Bremen.

Interventionen

"Bestimme selbst!"

"Bestimme selbst!" ist ein interkulturelles Präventivprogramm zur Förderung der sexuellen Selbstbestimmung, das von Regisseur und Theatertherapeuten Hendrik Fritzsche und der Pädagogin Mandy Hübner entwickelt und in Zusammenarbeit mit Szenenbildner und Theatertherapeuten Andreas Seyfarth umgesetzt wurde. In den Programmbausteinen Einzelcoaching, Gruppenworkshop und Theaterprojekt setzen sich geflüchtete und nicht geflüchtete Jugendliche gemeinsam mit dem Thema „Sexuelle Selbstbestimmung“ auseinander. Ort der künstlerischen und theatertherapeutischen Intervention ist die Ausstellung „Sprachlosigkeit – Das laute Verstummen“. Die Akteur*innen entwickeln in den Ausstellungsräumen eine Performance, die in Bezug zu ihren eigenen Erfahrungen steht. Damit wird die Ausstellung als Prozess zur Überwindung der Sprachlosigkeit erfahrbar.

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"Bestimme selbst!" live aus dem Japanischen Palais, 12.06.2021
"Bestimme selbst!" live aus dem Japanischen Palais, 12.06.2021

Tanz- und Lyrikperformance in Gebärdensprache

Tanz- und Lyrikperformance "Anders sehen hören lesen" in Gebärdensprache von Etienne Aweh und Norbert Richter Performance.

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Sprachlosigkeit – Das Laute Verstummen | Tanz- und Lyrikperformance in Gebärdensprache

Zukunftsforum

Zukunftsforum

Verletzung und Heilung | 20.05.2021

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Zukunftsforum. Verletzung und Heilung
Zukunftsforum

Sprache und Ausdruck | 06.05.2021

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